20.09.2017 von Guy Schwegler

Vorhören: Laraaji «Open The Gift (The Treasure Expands Remix by Diva)»

Nach der Veröffentlichung von Laraajis neuem Album Bring On The Sun sowie der Sun Gong EP wird All Saints bald auch diverse Remixes und Edits des Materials des New Age-Pioniers präsentieren. Bei uns kann man sich Divas Remix von «Open The Gift» bereits anhören und etwas mehr Einblick in die Welt von Laraaji erhalten.

Die beiden eben erschienenen Werke erweitern das Œuvre des Musikers Edward Larry Gordon aka Laraaji um einige neue Aspekte. Denn neben der bereits bekannten Verwendung der elektrischen Zither experimentierte er neu mit Gitarre und Gesang sowie Gong[1]. Dazu meint der US-Amerikaner folgendes im Gespräch mit zweikommasieben:

«Der Gong Aspekt ist komplett neu. Gitarre spiele ich eigentlich schon lange, habe aber bisher noch nie etwas davon veröffentlicht. Dem Gesang verpflichte ich mich immer mehr und mehr. Ich habe eigentlich stets an Konzerten und während Performances gesungen, aber wirkliche Songs auf einem Album zu haben ist schon eine neuere Idee – oder zumindest etwas, das ich seit meinen frühsten Arbeiten nicht mehr gemacht haben. Nach meinen Konzerten kamen immer mehr Leute auf mich zu um zu fragen, ob es auch Aufnahmen von meinem Gesang gäbe. Da konnte ich ihnen bis jetzt leider nie wirklich weiterhelfen. Das war also eine der Motivationen für dieses neue Element im Album. Auch habe ich viel Feedback erhalten, dass meine Stimme für einige Menschen eine gute Energie enthält. Und genau das will ich ja: gute Energie verbreiten.»

Nicht zuletzt aufgrund dieses Ansatzes, der neben der musikalischen Praxis auch Yogastunden und Lach-Workshops umfasst, steht Laraaji seit Mitte der Siebzigerjahre in Kontakt mit der New Age-Szene[2].

«Das erste Mal New Age habe ich bei Steven Halpern erlebt. Die Musik waberte und trieb in einer Art und Weise vor sich hin, wie ich es noch nicht gehört hatte. Musik hatte sonst immer einen Anfang, einen Höhepunkt, ein Ende sowie ein umfassendes Thema. Aber dieses konstante Schweben, dass der Zuhörerin hilft, sich zu entspannen und im Jetzt zu sein; ohne den Drang sich irgendwohin zu bewegen. Das half auch mir zu fühlen, was ich eigentlich von Musik wollte – trotz meiner klassischen Ausbildung. Und das war für mich ein New Age-Hörerlebnis.»

Entsprechend ist New Age gemäss Laraaji vor allem eine (damals) neue, riesige Zuhörerschaft, welchen über die Popularisierung von Yoga, Meditation und Entspannungsübungen entstand. Werke wie Haperns Christening For Listening war dann die Musik, welche sich den inneren Prozessen von Stille und Kontemplation widmet, die in Yoga et al. eingeführt wurden.

«Der Markt rund um New Age-Musik, mit Künstlerinnen die hoffentlich selber über Erfahrungen in diesem Bereich verfügen, hat dem Planeten im besten Fall auch eine neue meditative Bereitschaft eröffnet. Denn ich glaube, dass Meditation und Kontemplation der Schlüssel sind für eine bessere Zukunft auf unserer Welt. Natürlich braucht es auch Musik, die darauf fokussiert, den Leuten Freude zu bereiten und ihnen in schlechten Zeiten zu helfen. Aber Musik, die hilft zu entspannen, einfacher zu atmen und sich in einen meditativen Zustand zu begegnen, das war und ist immer noch eine tolle Ausrichtung von New Age.»

Ins breite Bewusstsein der Musikwelt geriet Laraaji auch dank Brian Eno, der das typische Zitherspiel von Gordon erstmals 1980 als dritten Teil seiner Ambient-Reihe veröffentlichte – Day Of Radiance.

«Dank Enos Ambient Ansatz wurde mir diese erweiterte Zuhörerschaft, die Musik in einer neuen Art und Weise hörte, erstmals bewusst. Mein Verständnis von Ambient beschreibt etwas Allumfassendes, in das man eintaucht – ein musikalisches Feld, in welches der Zuhörer eindringt, mit seinen Gefühlen, seiner Psyche. In diesem Feld nimmt man seine eigene Art zu fühlen wahr, bemerkt, wie sich Gedanken verhalten, lernt die eigene Verhaltensweisen kennen. Mein Verständnis ist inspiriert von einer eigenen Erfahrung in genau einem solchen Feld: Mitte der Siebziger hatte ich eine Epiphanie, eine Vision – ich befand mich in einem Omni-Ozean von Musik und Klang. Die Erfahrung war nicht linear; noch immer bin ich mir diesen unendlichen tonalen Vibrationen bewusst. Das allumfassende Feld – ob man das nun Ambient oder was auch immer nennt – war ein solch einzigartiges Erlebnis, dass ich nicht mehr lineare Musik machen, sondern die Leute in ihr eigenes, allumfassende Erlebnis eintauchen lassen möchte.»

Seit Day Of Radiance sind so um die zwanzig Alben sowie private Produktionen in Tape- und CD-Format von Laraaji erschienen, die versuchen, ein solch musikalisches Feld für die Zuhörerin zu ermöglichen. Nach der Veröffentlichung von den beiden Compilations Celestial Music 1978-2011 und The Two Sides Of Laraaji via All Saints erschien 2014 auch erstmals eine Remix EP mit verändertem Material von Gordon. Auch im Anschluss an das eben erschienene Album Bring On The Sun und die Sun Gong EP arbeiteten diverse Künstler und Musikerinnen mit dem neuen Material des New Age-Musikers. Darunter befindet sich auch der «The Treasure Expands Remix» der aus Los Angeles stammenden Musikerin Diva, den man hier erstmals hören kann.

Laraaji kann im November an einigen Orten in Europa live gehört werden[3]. Weiter wird er in der kommenden Ausgabe von zweikommasieben seinen Ansatz von Celestial Music und deren mögliche Heilkraft etwas genauer erklären.

 

 

 

[1] Siehe dazu auch die von URSSS gefilmte Performance von Laraaji am Terraforma Festival 2017.

[2] Laraaji war mit «Unicorns In Paradise» auch Teil der New Age Compilation I Am The Center von 2013.

[3] Die Tourdaten von «Laraaji & Carlos Niño present ‚Sun Dreaming‘» sind folgende:

08/11/17 Berlin DE Kiezsalon

10/11/17 Antwerp BE Hetbos

11/11/17 Eupen BE Europalia @ Alter Schlachthof

12/11/17 Den Hague NL Rewire x Korzo

13/11/17 Dublin IE Sugar Club

16/11/17 Aarhus DK Tape

18/11/17 Hamburg DE Uberjazz @ Kampnagel

19/11/17 London UK London Jazz Festival @ Jazz Cafe