19.10.2017 von Remo Bitzi

Kunst, die Byron Westbrook mag

Kurz nach der Veröffentlichung seiner LP Body Consonance auf Hands In The Dark hat uns Byron Westbrook eine Liste zukommen lassen, auf der er Künstlerinnen notierte, deren Arbeiten er mag.

Byron Westbrook ist ein Künstler aus New York, der sich an der Schnittstelle zwischen Kunst und Sound positioniert. Wenn er sich im Medium Sound bewegt, dann haben seine Kompositionen oft eine skulpturale Qualität. Beispiel gefällig? «What We Mean When We Say Body Language» ist ein dichter Track, der sehr schnell in eine Richtung zu schiessen scheint und gleichzeitig gemütlich in der Luft schwebt, ohne sich irgendwohin zu bewegen. Es kommt lediglich auf den Winkel an, von dem aus man sich die Sache anschaut (bzw. anhört).

Entsprechend überraschte es wenig, dass Westbrooks LP Body Consonance bei Hands In The Dark erscheint – einem französischen Label, das sich seit 2010 den experimentelleren Feldern gegenwärtiger Musik widmet und das unter anderem Arbeiten von Brian Case [siehe zweikommasieben #15], Tomaga, Ensemble Economique [siehe zweikommasieben #9] und Saåad veröffentlicht hat. Nach dem Debütalbum Precipice, das auf Root Strata erschien, markiert die neue LP eine willkommene Fortführung der Arbeit des Amerikaners.

Auch ist es keine Überraschung, dass sich Byrons Interessen nicht nur auf die eigene Domäne in der Kunst beschränkt. Davon zeugt auch die Liste unten; mit der Byron Künstler vorstellt, deren Arbeiten er schätzt. Die Liste hat Westbrook für uns zusammengestellt, nachdem er für das Dusted Magazine eine ähnliche Liste kompilierte, auf der jedoch nur Musikerinnen zu finden sind.

Leah Beeferman
«Eine Künstlerin, die mit digitalen Medien, Video und Sound arbeitet. Sie schafft grossartige Arbeiten, die von der Faszination für die Verhältnisse zwischen Physik, Geologie und Daten zeugen und gleichzeitig eine gewisse Beunruhigung diesbezüglich nicht verbergen. Sie hat das Cover für Body Consonance gemacht.»

Brice Bischoff
«Ein brillanter Fotograf aus Los Angeles, der Aspekte der Wahrnehmung in Bezug auf Fotografie, Dokumentation und Abbildung wirklich herausfordert.»

Charity Coleman
«Eine wunderbare Schriftstellerin aus Brooklyn. Ihre Arbeiten lösen viel in mir aus, vor allem in Bezug darauf, wie mit Pre- versus Post-Internet-Befindlichkeiten umgegangen wird.»

Madison Brookshire
«Brookshires Color Series zu sehen, ist ein grossartiges Erlebnis. Es handelt sich um eine Projektion von sich langsam verändernden Farbverläufen, ohne Ton. (Wobei es auch eine Version gibt, bei der eine Komposition von Tashi Wada zum Einsatz kommt.) Die Arbeit scheint sich dem Minimalismus zu verschreiben, es handelt sich aber eher um eine Intervention mit dem Publikum oder um eine Dauer-Performance.»

Stacy Grossfield
«Grossfield macht super-seltsame und -persönliche Tanz/Performance-Stücke. Die Arbeiten sind zu gleichen Teilen Jean Cocteau und Tarkovsky, zoomen aber dermassen in die Dinge hinein, dass die Tänzerin in einer unangenehmen Beziehung zum Publikum steht.»

Koen Holtkamp
«Koen kennt man seiner Musik wegen – sowohl als Solokünstler wie auch als Teil von Mountains. Seit Neuem macht er auch visuelle Arbeiten, die Licht und Farben animieren und die schlicht atemberaubend sind.»

Carver Audain
«Audain hat ebenfalls eine lange Geschichte in der experimentellen Musik. In den vergangenen paar Jahren hat sich sein Output in Richtung politische Kunst verschoben, die das starke Feingefühl und die Nuancen seiner Soundarbeiten aber beizubehalten vermag.»

Jules Gimbrone
«Gimbrone arbeitet mit Sound und Inszenierung von Objekten, wobei alles sehr flüssig ist (einige Elemente figurativ, andere im wörtlichen Sinne). Seine Arbeiten behandeln auf eine ansprechende Art Fragen von Identität und Mitspracherecht.»

Simone Montemurno
«Mich interessiert schon seit einer Weile, inwiefern das Konzept von Aneignung in der Kunstwelt sich auf «Coversongs» in der Musik übertragen lässt. Montemurnos Serie von «Covermalereien» behandelt diese Idee auf eine Art, die sich nach einem persönlichen, aber auch produktiven Beitrag zum Thema anfühlt.»

Luba Droszt
«Droszt behandelt hochpolitische Inhalte, ohne dass er die Sachen benennt. Dabei stellt er lieber Dynamiken zwischen verschiedenen Elementen einer Arbeit oder dem Publikum dar, als die eigentlichen Auslöser.»

Byron Wesbrooks Body Consonance wurde via Hands In The Dark veröffentlicht. Anhören kann man sich die Musik unten und oben; bestellen kann man sich das Album hier.