Es scheinen vor allem zwei Gründe vorzuliegen, warum sich die Menschen in einem Spa die Unterseite von kleinen Luftbläschen massieren lassen oder die eigene Haut ebenda so lange kochen, bis sich diese fast von den Muskeln verabschiedet: Gönnen und/oder heilen. Das neu gegründete Label Spa aus Köln kann bei beidem behilflich sein.

Einerseits kann man der ersten Veröffentlichung auf Spa – eine Compilation namens Safe Needing Attention – durchaus eine gewisse Wellness-Komponente attestieren. Die 20 Kompositionen, die von Künstlerinnen wie ssaliva, Swan Meat, Iku, Belia Winnewisser und anderen stammen, klingen entspannend und können durchaus eine wohltuende Wirkung entfalten. Einige Stücke – etwa «Fromga NYC» von Georgia BC – klingen gar derart einlullend, dass man versucht ist, sie als Muzak abzutun.

Anderseits deuten einige der Tracktitel Heilungsmomente – oder ein Bedürfnis dafür – an. «Fake Intimacy» heisst etwa der Beitrag des englischen Künstlers Maxwell Sterling. Ähnlich wie die Stücke auf dessen Album Hollywood Medieval, das unter anderem auf The Death Of Rave erschien und ein Highlight des Jahres 2017 markierte, beschäftigt sich sein Beitrag zu Safe Needing Attention hauptsächlich mit Oberfläche(n). Das kann zwar fröhlich wirken, ist es (drunter) aber selten. Erinnert man sich beim Hören an den Titel des Stücks – «Fake Intimacy» –, fällt es einem schwer, Sterling kein Bedürfnis für Heilung oder zumindest Veränderung zu unterstellen. Heilung gefunden, so kann man vermuten, hat die Künstlerin Emma Palm, die als No Translation mit «To Resume» im Titel Wiederaufnahme verspricht. In der Biografie der Künstlerin findet man dann die Einlösung des Versprechens: Palm ist vor kurzem von Kaliforniern via Montreal nach Köln übergesiedelt. In der Domstadt hat sie ihre ehemalige musikalische Praxis – ursprünglich hauptsächlich Songwriting und Bandprojekte – wiederaufgenommen und einen neuen Ausdruck gefunden: In «To Resume», dem Eröffnungstrack von Safe Needing Attention, erklingen entfernte Bläser, ein eingesalbtes Glockenspiel, leichte Flächen, eine melancholische Stimme, sanfte Beats.

Ob das Label Spa tatsächlich als musikalischer Wellness-Palast gemeint ist, wird nicht verraten von den drei Labelbetreiber – France ’98 aka DJ Brom, Friday Dunard und der Salon des Amateurs-Resident Phillip Jondo –, die in unterschiedlichen Konstellationen selbst auf der Compilation anzutreffen sind. Intentionen hin oder her: Gönnen und/oder heilen lässt es sich mit der von ihnen veröffentlichten Musik ganz gut.

No Translations «To Resume» kann man bei uns vor Veröffentlichung von Safe Needing Attention am 11. März vorhören:

Einen Preview der gesamten Compilation gibt es indessen hier: