19.12.2018 von Kevin Goonewardena

Mmodemm extended II: Yung Prado

Am Samstag 22. Dezember 2018 findet im Zürcher Klub Umbo eine vom Frankfurter (Tape-)Label Mmodemm und zweikommaseiben präsentierte Veranstaltung statt. Um darauf einzustimmen, erscheinen hier Kurzinterviews mit Künstlerinnen aus dem Mmodemm-Umfeld in drei Episoden. Nach James Dean Brown alias Hypnobeat geht es hier mit Yung Prado weiter.

Seine Social-Media-Profile haben kaum mehr Follower als die von Privatpersonen, die News-Feeds sind veraltet, Fotos sind kaum zu finden, er selbst schwer zu kontaktieren. Den in Barcelona wohnhafte Musiker, der sich Yung Prado nennt, muss man jagen. Aber es lohnt sich. Denn seine Musik kickt.

«Als ich 14 oder 15 Jahre alt war, fing ich an, elektronische Musik zu hören, die ich über BMX- und Skate-Videos kennengelernt hatte. Daft Punk, Justice – diese ganzen französischen Sachen, die damals in meiner Heimatstadt keiner kannte. Ich lud mir dann Logic 8 Pro runter und begann Rhythmen und Melodien zu kopieren. Bald darauf legte ich mir einen Drumcomputer zu, dann einen analogen Synthesizer. Es began Spass zu machen und eins kam zum anderen.» Yung Prado selbst sieht sich als Teil der Szene, die er als «Underground» definiert, wohlwissend dass dieser Begriff mehr und mehr von der Industrie vereinnahmt wird. Das dahinterstehende Konzept, so sagt er, könne man aber nicht kopieren. Während die Industrie Musik benutze um Produkte zu verkaufen beziehungsweise Musik selbst zu einem Produkt mache, produziere er Musik um sich auszudrücken und «klarzukommen», wie er sagt. «Ich bin von nichts Bestimmtem und allem gleichzeitig beeinflusst. Es gibt nicht dieses und jenes Genre, das für mich besonders wäre. Meine Einflüsse sind meine Gefühle und so kann meine Musik mal nach Punk, mal nach Lo-Fi, mal traurig und mal glücklich klingen – je nach dem.»

Wie Yung Pardo auf Mmodemm kam? «Gefunden habe ich das Label über Soundcloud, ich habe mir ein paar Sachen angehört und mochte den Vibe – es gefiel mir, dass ich über die drei Leute dahinter nichts im Internet finden konnte. Als ich dann auf deren Website landete und fast einen epileptischen Anfall bekam, beschloss ich, ihnen ein paar Demos zu senden», lacht er. «Ich habe aber noch nicht einmal ein Tapedeck; meine Releases habe ich zum ersten Mal bei einem Freund gehört, der Maler ist und Kassetten sammelt. Ob Schallplatte oder Kassette, physische Formate haben etwas Romantisches. Das macht diese Formate in meinen Augen aus», meint der junge Prado.

Auf Gordo Trax, einem Label aus Valencia, werden demnächst einige Acid-Stücke von Yung Pardo erscheinen. Für Mainline, ein Kollektiv aus Barcelona, sitzt der Musiker zurzeit an dem Mix. Auf Mmodemm erschienen eine EP (Low Budget High Life, 2017) sowie ein Track («2526» im Rahmen der Compilation MDM F, 2016) von Yung Prado. Online ist er hier und hier zu finden.

Mehr zur Veranstaltung zweikommasieben x Mmodemm, die am 22. Dezember 2018 stattfindet, und im Rahmen derer unter anderem Nika Son (live), FM Aether (Tape-DJ-Set), Carl Simon und Jolly spielen, gibt es auf Facebook.

Dieses Kurzinterview führte Kevin Goonewardena im Rahmen seiner Recherchen für sein Portrait über Mmodemm, das in der 17. Ausgabe von zweikommasieben veröffentlicht wurde.