23.03.2018 von Samuel Savenberg

Premiere: Video zu Arads «Fried Salt» (Bedouin Records, 2018)

Dara Smith aka Arad erzählt auf The Glimpse, seiner jüngst auf Bedouin erschienen Debüt EP, mitunter von Klarträumen. Wir präsentieren an dieser Stelle das Video des Tracks «Fried Salt».

Nach Eomacs Stelldichein auf Bedouin Records anno 2016 mit Bedouin Trax folgt mit Arad auch die zweite Hälfte des Experimental-Duos Lakker mit einer Veröffentlichung auf dem Avant-Techno Label. Während McDonnels Soloprojekt und Lakker vorwiegend mit schweren Sounds arbeiten, wirkt Arads «Fried Salt» wie ein Leichtgewicht. Zum Glück hat sich Dara Smith die Zeit genommen, das Projekt mit Samuel Savenberg für zweikommasieben zu besprechen.

 

 

«Die Idee für die Musik und das Video hatte ich beim Durchhören einer Audioaufnahme, auf der meine Freundin über einen Klartraum spricht», eröffnet Dara Smith die Unterhaltung. «Fried Salt» sei aber nicht die exakte Wiedergabe des erzählten Traums, Quell der Inspiration sei vor allem die Beschreibung der Atmosphäre gewesen. Doch wie geht man so etwas kompositorisch an? «Es ging mir darum, einen Soundtrack zu kreieren, der die Stimmung hervorruft, von der meine Freundin erzählte. Wir alle kennen doch diesen Moment des Aufwachens: Man fühlt sich noch benebelt und versucht die einzelnen Fragmente, die man eben noch geträumt hat, in einem linearen Zeitablauf anzuordnen. Für mich sind Träume wie faszinierende Filme, die sich in unseren Köpfen abspielen. Narration und Erscheinungsbild können sich im Nu verändern, ohne dass wir es überhaupt bemerken.»

Dass das Visuelle für Smith eine wichtige Rolle spielt, konnte man schon bei Lakker feststellen, wo er unter anderem auch für den Unterhalt des Band-Tumblr zuständig ist. Auch bei The Glimpse sind die visuellen Elemente sehr stark mit der Musik verflochten, wie er selbst betont. Er spricht von zwei verschiedenen Erzähl-Strängen, die sich zeitgleich entwickeln, und davon, dass beim Komponieren der Musik meistens auch schon eine Landschaft oder ein visuelles Motif in seinem Kopf ist. 

Doch bei The Glimpse geht es um mehr als nur Ton und Bild. «Ich hatte diese Idee von zwei Entitäten, die sich unterhalten. Eine der beiden Entitäten würde ich als menschlich bezeichnen; sie lebt hier auf der Erde. Die zweite Entität ist irgendwo da draussen und künstlich, respektive synthetisch. Während am Anfang des Gespräches zwischen den beiden der Fokus auf technische Fragen gerichtet ist, wird die Unterhaltung zunehmend philosophischer Natur. Die Umgebung der künstlichen Intelligenz sowie die Art der Kommunikation zwischen den beiden Subjekten waren die Hauptinspirationen für die EP – in Bezug auf die Lyrics, aber auch auf die Ästhetik insgesamt.»

Smith hofft, dass dieses medienübergreifende Konzept erkennbar ist. Dies entspräche seiner Denk- und Herangehensweise. Nimmt man sich die Zeit für die sechs Stücke und die dazugehörigen Videos, kann man dies gut nachvollziehen: The Glimpse scheint ein in sich (ab)geschlossenes Projekt zu sein. Dies liegt nicht zuletzt an der Art, wie Arad die menschliche Stimme einsetzt. Bands wie At The Drive-In oder Deftones, die Sängerin PJ Harvey aber auch der Grime-MC Dizzee Rascal nennt er dann auch als direkte oder indirekte Einflüsse. «Ich fühlte mich schon immer zu jenen Künstlerinnen hingezogen, die ihre Geschichten in spannende Wortspiele verpacken konnten. Gleichzeitig mag ich aber auch dieses Ungefilterte, Direkte – etwa das Album Boy In Da Corner von Dizzee Rascal.» Die Sache mit der Stimme sei vor allem eine persönliche Herausforderung gewesen. Denn durch den Einsatz seines eigenen Sprachorgans – bei den meisten Tracks ist Smith selbst zu hören –, stellt er sich stärker ins Rampenlicht als bis dato.

Eine weitere Herausforderung stellte der Arbeitsmodus dar, war Smith davor doch hauptsächlich als Teil eines Duos aktiv. Vor allem das Tempo wäre ganz anders, als bei der Arbeit mit Ian McDonnell für das Projekt Lakker. «In vielerlei Hinsicht ist es einfacher, zu zweit zu arbeiten: Mit einer guten Arbeitsteilung kann man sich die Zeit nehmen um mit genügend Abstand und wachem Geist das eigene Schaffen zu analysieren. Auch wenn man eine kreative Blockade hat, kann das Gegenüber einspringen oder helfen. Lakker besteht nun schon lange und natürlich sind da auch die Rollen mittlerweile klar verteilt; das beschleunigt den Arbeitsprozess. Man ist einfach ein eingespieltes Team. Für die Solo-Sachen brauche ich also mehr Zeit. Sowohl für die Produktionen an sich wie auch das Sortieren und Evaluieren des Materials.»

In einem nächsten Schritt soll The Glimpse in eine Live-Show übersetzt werden. Und dann? «Ich schreibe bereits schon neue Musik für Arad.» – Darauf warten wir gerne. 

Die EP The Glimpse von Arad ist hier erhältlich.

Arad