06.03.2020 von Remo Bitzi

Premiere: Video zu Nika Sons «Fake News» von Helena Wittmann

Nika Son steht kurz vor der Veröffentlichung ihres Albums To Eeyore auf Entr’acte und Stellage. Unter den acht auf der LP versammelten Stücke ist «Fake News», zu dem Helena Wittmann ein Video produzierte. Dieses zeigen wir an dieser Stelle exklusiv.

Eine Aufnahme eines Spaziergangs auf einer Strassenüberführung; möglicherweise aufgenommen von der Kamera eines Handys beim Tippen einer Nachricht auf ebendiesem oder schlicht aus der Point-of-View-Perspektive eines Menschen mit gesenktem Haupt. Dazu erklingt ein simples, sich wiederholendes Piano-Motiv. Einige Meter weiter unten passieren gelbe Taxis und anthrazitfarbene Personenwagen. Bald erzeugen die durch Kleinstverschiebungen des Piano-Motifs entstehenden Dissonanzen ein schrilles Flimmern. Das Gitter, auf dem die gehende Person spaziert, kreiert zudem einen Moiré-ähnlichen Effekt, der von kurz aufflackernden, monochrom gelben Frames durchbrochen wird. Die Person geht schneller, der Sound verdichtet sich. Der Sog, der die Sequenz entfaltet, ist kaum auszuhalten.

Gehe ich nach vorne? Zurück? Schneller? Oder gar nicht? Bewegt sich mein Untergrund? Oder ich mich? Wo bin ich? Just zu dem Zeitpunkt, an dem man sich an das absurde Setting gewöhnen könnte, erklingt ein uncanny Sprechgesang und man befindet sich schon nicht mehr (nur) auf der Strassenüberführung, sondern (auch) auf eisigem Gewässer. Ein schleppender Beat setzt ein. Das Wasser wird kälter, die Stimmen vehementer. Und dann nimmt die Spannung endlich ab.

Das beschriebene Zusammenspiel von Bild und Ton entstammt dem Video zu «Fake News» von Nika Son aka Nika Breithaupt [siehe zweikommasieben #10]. Das Stück stammt vom offiziellen Debüt-Album der Hamburger Künstlerin, das beim in Belgien domizilierten Label Entr’acte und dem Moskauer Shop und Label Stellage erscheint. To Eeyore folgt auf Solo-Tape-Veröffentlichungen Breithaupts auf dem eigenenNoctui-Label und bei Mmodemm [siehe zweikommasieben #17], verschiedenen Beiträgen zu Compilations auf Sky Walking, First Terrace Records und Präsens Editionen sowie der Tennō EP, die die Künstlerin zusammen mit F#x unter dem Namen C für Ninas V I S-Label [siehe zweikommasieben #16] produziert hat. Im Vergleich zu diesen früheren Veröffentlichungen, wirken die Stücke auf dem neuen Album um einiges reduzierter. Beats kommen kaum mehr vor, die Spannungen, die Breithaupts Soundarbeiten so eigen machen, scheinen etwas in den Hintergrund gerückt, ohne dabei ihre Intensität zu verlieren.

Die Intensität des Tracks «Fake News» wird im eingangs beschriebenen Video noch verstärkt. Für den visuellen Teil verantwortlich zeichnet sich indes die Filmemacherin Helena Wittmann, mit der Breithaupt bereits im Rahmen von Filmprojekten – Drift etwa – zusammengearbeitet hat. Dabei korrespondieren die Arbeiten der beiden Künstlerinnen auf eindrückliche Weise. Und so freuen wir uns ganz besonders, vor der Veröffentlichung von To Eeyore am 20. März, das Video zu «Fake News» an dieser Stelle exklusiv zu zeigen: