01.08.2018 von Marc Schwegler

Vorschau – Digital in Berlin: 10 Years in Sound Festival

Am 10. und 11. August feiert die Kulturagentur Digital in Berlin, Betreiberin der Konzertreihe Kiezsalon, ihr zehnjähriges Bestehen mit einem Festival in der Berliner Musikbrauerei. Das ungewöhnliche und hochkarätige Line-up umfasst unter anderem den britischen Rave-Minimalist Rian Treanor, den Klang- und Videokünstler Pierce Warnecke, die schwedische Klangkünstlerin Hanna Hartman oder – mit Berlin-Debüt – die Cellistin Clarice Jensen. Hier unsere Vorschau auf das Wochenende.

Die Kulturagentur Digital in Berlin betreibt seit 2015 die Konzertreihe Kiezsalon als Forum für experimentierfreudige und innovative Musik jenseits von Genrekonvention. Zu ihrem zehnjährigen Bestehen wird die Reihe nun zum Festival ausgeweitet – und präsentiert am 10. und 11. August eine ungewöhnlich eigenständige Auswahl von Musikerinnen aus verschiedenen Kontexten. Statt den an (zu) vielen Festivals omnipräsenten Namen und einer klaren Trennung zwischen klub- und poporientierter oder akademischer Musik, dominiert bei 10 Years in Sound erfreulicherweise die Begegnung unterschiedlicher Formen sowie ein hoher Anteil von Auftritten weiblicher Künstlerinnen. Darunter finden sich einige Acts, die so noch nie in Berlin zu sehen bzw. zu hören waren.

Dazu gehört die Violinistin Laura Cannell, die in ihrer musikalischen Praxis sowohl auf die teils dissonanten Klänge der Alten Musik des 14. und 15. Jahrhunderts zurückgreift, wie auch die Auseinandersetzung mit der (elektronischen) Musik der Gegenwart sucht. Sie spielt etwa im Trio Oscilanz mit Drummer Charles Hayward und Ralph Cumbers alias Bass Clef, hat sich ihr vorletztes Album unter anderem von Ekoplekz remixen lassen und ist mit Musikern wie Michael Gira oder Thurston Moore aufgetreten. Auch die katalanische Ambient-Combo Balago um David Crespo tritt das erste Mal in Berlin auf – nach der Veröffentlichung der epischen LP El Demà auf Foehn Records dieses Jahr.

Svarte Greiner – der nom-de-guerre von Erik Skodvin für dessen Erkundung düsterer Ambient-Gefilde – ist dagegen, wie es heisst, Berlin-based. Mit Miasmah Recordings betreibt Skodvin ein viel beachtetes Label. Da sind nicht nur Veröffentlichungen seines Duos Deaf Center erschienen, sondern auch Material von ebenfalls dem eher Dunklen zugeneigten Künstlern – etwa Yair Elazar Glotman und Mats Erlandssons tolles, als imaginärer Folk konzipiertes Album Negative Chambers. Auch Clarice Jensens LP For this from that will be filled ist bei Miasmah erschienen. Die Cellistin und Leiterin des American Contemporary Music Ensemble (ACME) spielt im Rahmen von 10 Years in Sound ebenfalls ihr Berlin-Debut.

Sollte der Verdacht aufkommen, dass man sich am Festival ganz der Schwermut und Ernsthaftigkeit hingibt, so dürfte unter anderem der Auftritt von Rian Treanor dem entgegenwirken. Mit Computermusik-geschulter Rigorosität und dem entsprechenden Sinn für Humor hat der britische Dancefloor-Experimentalist unlängst für eine Promo-Single auf dem Boomkat-Sublabel The Death Of Rave Whigfields Saturday Night zerhackt – ein Stück, das ihm laut eigener Aussage aus seiner Kindheit in der Rave-Szene von Sheffield noch in bester Erinnerung ist.

Wir wünschen in diesem Sinne gelungene Feierlichkeiten und legen allen, die am Wochenende vom 10. und 11. August in Berlin sind, einen Besuch des Festivals ans Herz.

Tickets für Digital in Berlins 10 Years in Sound Festival gibt’s für einen sehr fairen Preis (knapp über EUR 16) bei Eventbrite – die Facebook-Veranstaltung findet sich hier. Mehr Informationen unter: http://www.kiezsalon.de/en/10.