28.02.2016 von Florian Bürki

Kontra sein – Ein Interview mit Ulf Eriksson

Das südschwedische Label Kontra-Musik und dessen Boss-Mann Ulf Eriksson verbreiten vom Öresund aus ihre musikalische Ideologie via Plattenläden und PAs in die ganze Welt. Beheimatet in Malmö, einen Steinwurf von Kopenhagen entfernt, war Kontra-Musik ursprünglich als Partyreihe gedacht. Ulf bevorzugt es nach wie vor, Kontra-Musik und damit die Arbeit anderer in den Vordergrund seiner eigenen musikalischen Bestrebungen zu stellen – entsprechend wohl fühlt er sich im Hintergrund. Er ist ein wahrer Meister des Understatement; eine Eigenschaft die in beidem, seiner Persönlichkeit und seinen DJ-Sets, zu tragen kommt.

Die Geschichte dieser Konversation ist auf eine Klubnacht im Dezember 2013 in Bergen, Norwegen, zurückzuführen, wo Ulf und der in Bern lebende Künstler und DJ Florian Bürki aka Gray Chalk im Rahmen der Veranstaltung Nabovarsel im Landmark spielten. Neun Monate später nahmen die beiden RBMA-Alumni den Faden erneut auf und sprachen via Skype über Skandinavien, Börft Records, Kleinstadtsyndrome und künftige Veröffentlichungen auf Kontra-Musik – um dann beim Transkribieren der Unterhaltung eine abrupt endende Audio-Aufnahme des Gespräches zu finden.

Florian Bürki Erzähl mir von den Anfängen von Kontra-Musik – was war die Idee dahinter?

Ulf Eriksson Kontra wurde 2002 als Klubnacht in Malmö lanciert. Der Name war eine Reaktion auf die langweilige, sehr kommerzielle Klubszene zu jener Zeit hier in Malmö. Meine Idee war es Underground – das ist ein Klischee-behaftetes Wort, vielleicht sollte ich «von hoher Qualität» sprechen – elektronische Musik von hoher Qualität in normale Klubs zu bringen. Zu jener Zeit gab es eine starke illegale Techno Szene ausserhalb der Stadt. Mein Ziel war es eben diese Musik zu nehmen und sie in den etablierten, normalen Venues zu platzieren. Die Idee dahinter war, dass jene Klubnächte ein bisschen Geld generieren würden, damit ich ein Label starten kann. Tatsächlich sprang aber nie wirklich Geld bei diesen Nächten heraus, so dass es bis 2006 gedauert hat, bis die erste Veröffentlichung erschien.

FB Du sagst, eure Aktivitäten waren eine Reaktion auf das, was zu der Zeit in den Klubs passierte. Schwingt entsprechend beim Namen Kontra eine Anti-Haltung mit?

UE Ja, absolut. Der Name der Klubnacht war definitiv ein Statement für Andersartigkeit, für etwas Subversives. Als ich dann das Label lancierte, entschied ich mich, den Namen einfach zu behalten. Er war bereits etabliert und ich mag es auch ein bisschen anti zu sein; ein bisschen Punk und gegen das, was als Norm wahrgenommen wird.

FB Wie hat sich die Klubszene in Malmö seither verändert?

UE Ich würde sagen, dass ich 2002 der einzige war, der Techno-Partys in legalen Klubs veranstaltete. Später gab es einen Boom in dieser Szene – etwa 2010. Zu der Zeit eröffneten auch viele neue Technoklubs. Nun hat sich aber erneut alles verändert und die Szene hat sich wieder in die illegalen Venues am Stadtrand zurückgezogen. Zurzeit ist die illegale –das ist wieder das falsche Wort – die Under-
ground-Techno-Szene hier in Malmö ziemlich stark.

FB Bevor du in offiziellen Klubs Veranstaltungen durchgeführt hast, warst du da auch bei illegalen Partys involviert?

FB Hast du Kontra-Musik alleine auf die Beine gestellt? Oder anders War das dein eigenes Ding oder gab es eine Gruppe von Leuten, die dir dabei halfen?

UE Die Klub-Nacht lancierten wir als Team. Da war neben mir ein Freund namens Martin Jarl, der auch Techno produzierte. Aber er entschied sich für ein anderes Leben. Er wurde Vater und so stand ich rasch alleine mit der Klubnacht da. Das Label lancierte ich dann ebenfalls auf eigene Faust.

FB Wie bringst du deine Aktivitäten als Labelboss, Promoter und DJ unter einen Hut? Wie unterscheidest du zwischen diesen Sachen?

UE Ich glaube, alles fügt sich irgendwie zusammen. Es ist ein einziges grosses Chaos. Hinter Kontra-Musik steckt nicht wirklich ein Masterplan und viele Sachen passieren einfach – alles ist sehr spontan. Partys zu organisieren war damals auch ein Tool um selber spielen zu können – wenn man eigene Veranstaltungen macht, kann man da ja auch immer selber auflegen… Ich kann nicht sagen, dass die Sache gut durchdacht ist – vielleicht ist sie es; aber für mich selber ist es schwierig, das zu sehen. Ich mochte schon immer Klubmusik mit einer hohen Qualität – darum ging es mir vor allem zu Beginn. Doch Klubmusik an sich war nicht genug, es brauchte eine weitere Dimension um die Leute zu erreichen. Ich glaube, das hat sich mittlerweile ein bisschen verändert – nun versuche ich Musik zu veröffentlichen, die irgendwie die Formel von Tanzmusik durchschaut. Tanzmusik kann sehr clean und langweilig sein. Diese Normen will ich überwinden.

FB Kannst du mir etwas über dein Verhältnis zu Börft Records sagen? Es scheint 

[Aufnahme bricht ab]