01.06.2015 von Tobias Brücker

Gegenstand: Aschenbecher

Der Aschenbecher ist dem Wortlaut nach ein Becher. Die Frage ist berechtigt, ob es sich um einen Becher aus Asche, oder einen Becher voll Asche handelt. Schliesslich kennen wir ihn: Diesen Haufen aus Kippen und Asche, der einen Neudazugekommenen keinen Becher mehr erkennen lässt. Wenn dieser dann fragt, wo der Aschenbecher ist, zeigen wir auf jenen Haufen in der Mitte des Tisches.

Der Aschenbecher ist sozial. Selbst wenn der Andere noch keine Zigarette angezündet hat, schieben wir den Aschenbecher ein Stück in seine Richtung. Wir platzieren ihn genauso, dass beide den gleichen Weg zurücklegen müssen, um ihre Zigarette abzuäschern.
Falls die Abweichung von der Mitte einen Fingerbreit übersteigt, rücken wir den Aschenbecher ohne das Gespräch zu unterbrechen wieder in die Mitte des Tisches.

Der Aschenbecher hat aber auch etwas Philosophisches. Man legt die vergangene Zeit, den Zerfall der Materie und die Vergänglichkeit des Körpers in diesen einen Becher. Ganz so, als würden wir Pandora ihre Büchse zurückgeben. Dies alles während der Aschenbecher die Vorstellung unvergänglicher und zeitloser Materie schlechthin ist. Aschenbecher können nicht zerfallen. Sie sind da oder nicht da. Aber ganz bestimmt gehen sie nicht kaputt.

Der Aschenbecher besitzt feine Einkerbungen, in welchen wir unsere Zigaretten platzieren können. Gute Einkerbungen sind solche, in die man die Zigarette absetzt, selbst wenn man der freien Hand gar nicht bedarf. Des Weiteren kommt mit den Einkerbungen eine neue räumliche Relation ins Spiel. Schliesslich lösen sie eine Drehung um die eigene Achse aus. Und zwar genauso, dass die Einkerbungen auf uns zeigen. Oder noch genauer: Dass die Einkerbungen mit dem Tischrand, einen rechten Winkel bilden.

Von hier aus liesse sich auf weitere Objekte schliessen, die sich durch die Fähigkeit der räumlichen Verschiebung und der Drehung um die eigene Achse auszeichnen…